Inhaltsverzeichnis
Gliederung und Aufbau eines Blogartikels entscheiden, ob sich Besucher deiner Website den Artikel durchlesen oder nicht. Wenn der Text ohne Struktur ist, sind sie schneller weg als ein nerviges Pop-up-Fenster erscheinen kann.
Für den richtigen Blogartikel-Aufbau musst du verstehen, wie wir Texte im Web lesen. Dann kannst du deine Websitebesucher zum Weiterlesen verführen. Ich zeige dir, welche Zutaten dein Blogartikel haben muss und wie du vom leeren Bildschirm zum fertigen Beitrag kommst.
Lesen im Internet: Skimmen und Scannen
Wir lesen Texte im Internet anders als einen Roman von Thomas Mann. Bevor wir entscheiden, ob ein Blogartikel unsere Lesezeit verdient hat, scannen und skimmen wir den Text. Deshalb sind Aufbau und Gliederung so bedeutend: Wir müssen Websitebesucher vor dem Lesen von unseren Beiträgen überzeugen.
Wenn wir einen Text skimmen, schaffen wir uns einen ersten Überblick: Was ist das für eine Textart? Worum geht es? Wir überfliegen den Artikel, um wesentliche Informationen herauszufiltern.
Beim Scannen suchen wir nach einer konkreten Antwort auf eine spezifische Frage: Wir achten im Gegensatz zum Skimmen mehr auf den Inhalt und versuchen die gewünschte Info aufzufinden.
Forscher erkannten, dass Leser Texte online in Mustern wie der F-Form scannen. Wenn sie nach dem Scannen nicht weiterlesen, ist das kein gutes Zeichen.
Ziel ist es, deine Besucher vom Skimmen und Scannen zum Lesen zu bringen.
Gesamtstruktur, Aussehen und Aufbau eines Blogartikels
Die Struktur ist das Rückgrat eines Artikels. Ohne Wirbelsäule fällt der Text in sich zusammen.
Grob besteht ein Blogartikel aus drei Teilen:
- In der Einleitung erläuterst du die Problemstellung und erwähnst mögliche Lösungen. Wecke in diesem Teil Erwartungen, die du im restlichen Text erfüllst. Mein Tipp: Wenn du deinen Artikel schreibst, beginne nicht bei der Einleitung. Schreib sie erst zum Schluss, so wird die Einleitung fokussiert wie ein Laser.
- Im Hauptteil schilderst du Problem und Lösungen im Detail. Hier kannst du dich austoben: Schreibe spannend, nutze Storytelling und mache den Text durch praktische Beispiele anschaulicher.
- Im Schlussteil kannst du deine eigene Meinung zum Ausdruck bringen oder den Artikel zusammenfassen. Wichtig: Füge immer eine Handlungsaufforderung ein.
Bestandteile eines Blogartikels: von der H1 zum Call-to-Action
Headline, Hauptüberschrift, H1
Ihre Aufgabe ist es, Interesse zu wecken. Das gelingt dir mit einer Frage, einer Problemstellung samt Aufzählung von Lösungen oder einer Anleitung.
Was hilft gegen schuppige Kopfhaut?
Schuppige Kopfhaut: 7 Wege, sie loszuwerden
Wie du schuppige Kopfhaut für immer in den Griff bekommst
Pass auf, dass die H1 nicht zu lange wird.
Du hast schuppige Kopfhaut? Mit diesen 7 Tipps wirst du deine schuppige Kopfhaut los und für immer in den Griff bekommen.
Pendle dich zwischen 4 und 10 Wörtern ein.
Text und Weißraum
Vermeide Textwände und verwende Weißraum zwischen den Buchstaben: Absätze nach wenigen Zeilen, viele Zwischenüberschriften und nutze nicht die gesamte Bildschirmbreite für deinen Text. Wir wollen keine Nackenschmerzen vom links und rechts Schauen, ein Blogartikel ist kein Tennismatch.
Teasertext
Der Teaser oder Anreißer ist nicht die Einleitung, sondern die Vorschau, die neugierig machen soll. Im Teaser gibst du Orientierung zum Inhalt des Textes, verrätst aber nicht alles. Zeige deine Storytelling-Qualitäten, indem du einen Cliffhanger einbaust.
Listen, Bullet-Points, Fett-Markierungen
Listen und Bullet-Points sind ideal, um dem Auge mehr Weißraum zu gönnen. Außerdem wirken sie fokussierter und zählen wesentliche Informationen auf. Die Aufmerksamkeit der Leser wird erhöht: Das sind jetzt die wichtigsten Punkte. Dasselbe gilt für Fett-Markierungen, an dem sich das Auge orientiert. Versuche, mindestens eine Auflistung pro Text einzubauen (wenn sie nicht in den Text passt, erzwinge es nicht) und vergiss nicht auf Fettmarkierungen.
Bilder, GIFs, Videos, Memes, Infografiken
Streue andere Medien zusätzlich zum Text ein. Ein Beitragsbild, ein weiteres Bild im Text, eine Grafik, ein Video, GIF oder Meme. Unsere Augen stehen auf visuelle Reize, die nicht aus reinem Buchstabensalat bestehen.
Links und andere Verweise
Baue interne und externe Links ein oder verweise auf Bücher, die du gelesen hast. Interne Links sind ein zusätzlicher Service für Leser und halten sie auf deiner Website. Auch Google steht auf eine interne Linkstruktur. Externe Links und Verweise auf Bücher unterstreichen deinen Expertenstatus: Du hast dich intensiv mit dem Thema beschäftigt und es nicht stiefmütterlich behandelt. Verleihe den Links sprechende Namen (nicht „hier klicken“).
Keywords
Vergiss nicht, deine Keywords einzubauen. Auf jeden Fall in der H1 (am besten am Beginn), zusätzlich im ersten Absatz und in einer Zwischenüberschrift. Bei WordPress hilft dir das Plugin Yoast SEO. Und natürlich sollte das Keyword im gesamten Text mehrmals vorkommen. Aber bitte kein Keywordstuffing. Das und Hüfthosen dürfen in den early 2000s bleiben.
Call-to-Action (ohne nervig zu sein)
Keiner mag Pop-ups, allerdings konvertieren sie gut. Ein Pop-up-Fenster ist für viele erträglich (meiner Meinung nach nicht 😛), aber bitte nicht zehn davon. Überleg mal: Wenn du dich nach dem ganzen Skimmen und Scannen dazu entschieden hast, den Artikel zu lesen, willst du das ungestört tun. Ohne, dass dir alle zehn Sekunden eine Reklametafel ins Gesicht blinkt und erklärt, du sollst dich gefälligst für den Newsletter, den Kurs oder ein Seminar in Dubai anmelden. Du willst lesen, sonst nix. Hat dir der Lesestoff gefallen, steigen die Chancen für die Newsletteranmeldung (für das Seminar in Dubai müsste der Beitrag schon Pulitzerpreis-würdig sein). Eine Handlungsaufforderung darfst und sollst du in jedem Blogartikel einbauen, gerne am Ende vom Text. Ein Newsletterformular kannst du auch in den Text einbinden, wenn es thematisch dazu passt.
Länge und Stil eines Blogartikels
Über die perfekte Länge eines Blogartikels ranken sich Mythen und Zahlen. Die Wahrheit ist: Die eine gültige Länge gibt es nicht. Man könnte meinen, Leser bevorzugen kurze Texte, weil ihnen ja vor lauter skimmen und scannen die Augen wehtun. Statistiken zeigen, dass lange Blogposts oft erfolgreicher sind als kurze. Ein magischer Mittelwert scheint 2000 Wörter zu sein. Zu den Ausnahmen gehören zum Beispiel Anleitungen, die besser mit Bildern oder Videos und kurzen Textpassagen funktionieren. Eine Anleitung zum Thema Geldscheine falten, kommt ohne Bilder nicht aus. Mit meinen Wurstfingern würde ich die Hunderterscheine bei reiner Textanleitung zu Konfetti verarbeiten.
Halte deine Sätze und Absätze kurz. Vor allem am Beginn des Textes, damit deine Leser nicht glauben, die Bibel zu lesen. Allerdings bin ich mit dem Ratschlag der kurzen und einfachen Sätze nicht immer einverstanden. Manche Blogartikel lesen sich, als würden sie ihr Publikum für blöd verkaufen. Verständlich und klar: Ja! Stumpfsinnig: Nein!
Meide Fachjargon oder erkläre ihn. Minimiere Füllwörter, schreibe bildhaft und erzähle Geschichten. Schreibe so, wie du sprichst. Auch der Füllwörterregel stimme ich nicht immer zu. Das Dilemma: Füllwörter sind in gesprochener Sprache ganz natürlich. Das widerspricht aber der „Schreibe, wie du sprichst“-Regel. Mein Tipp: Vermeide Füllwörter aber verbanne sie nicht aus deinem Wortschatz. Manchmal passen sie, um den Text aufzulockern, und du kannst sie als Stilmittel einsetzen.
Wie schreibst du einen strukturierten Blogartikel?
Mehrere Wege führen nach Rom. Im Prinzip gibt es beim Schreiben (nicht nur für Blogartikel) zwei Hauptwege: Die Plan-und-System-um-jeden-Preis-Allee oder der Flexibel-wie-eine-Yogalehrerin-Highway. Keine Sorge, es gibt genügend Feldwege, Schotterstraßen und Wasserwege, die dich ebenso zum Ziel führen.
Plan um jeden Preis
Bei dieser Art fertigst du vor dem Schreiben eine sehr detaillierte Outline an: Du recherchierst gründlich, legst die Aussage des Textes exakt fest, gliederst das Ding, damit ein roter Faden entsteht, baust Zwischenüberschriften und Stichpunkte ein und dann — endlich — gehst du zum Schreiben über. Die Lücken in diesem Bauplan musst du nur noch mit Text befüllen.
Pro
Die Verzettelungsgefahr ist gering, weil du einen Plan hast: Du marschierst die Allee hinunter, schaust nicht nach links oder rechts, bis du dein Ziel erreichst.
Kontra
So eine detaillierte Gliederung fühlt sich wie ein zu eng geschnürtes Korsett an. Was, wenn auf der Allee eine unüberbrückbare Unfallstelle auftaucht? Du hast keinen Plan B und steckst fest. Oder dir fällt beim Schreiben etwas Superwichtiges ein. Wo soll das hin? Oder du merkst, dass die Gliederung doch Käse ist. Dann kannst du im schlimmsten Fall von vorne beginnen.
Flexibel wie eine Yogalehrerin
Du hast vor dem Schreiben keine lineare Struktur, in der dein Artikel von A bis Z durchdekliniert ist, sondern eine grobe Idee. Der Rest passiert beim Schreiben. Du umkreist den Text bis er sitzt und die Gliederung ergibt sich während des Prozesses. Die Fahrt beginnt mit der Recherche auf dem Highway, aber dann machst du einen Abstecher auf den Feldweg oder fährst ein Stückchen mit der Fähre. Vielleicht dauert die Reise länger, sie ist dafür abwechslungsreich und bunter.
Pro
Du kannst deiner kreativen Ader freien Lauf lassen und musst dich nicht an eine diktatorische Struktur halten, die am Ende gar keinen Sinn macht. Wenn du beim Schreiben auf ein Problem stößt, hast du weniger Sorge, den Text umzukrempeln: Du umfährst die Baustelle großräumig und reist auf einer Landstraße weiter.
Kontra
Die Gefahr der Verzettelung ist größer. Die Möglichkeit besteht, dass sich am Ende keine Gliederung wie von magischer Hand herauskristallisiert. Dann gerätst du in Panik, trinkst zu viel Wein und schmeißt den Laptop aus dem Fenster.
Mein Weg: ein Zwischendings. Ich beginne auf der Plan-Allee mit Abstechern auf den Yoga-Highway.
- Ich recherchiere sehr gründlich, damit ich mich beim Schreiben auf das Schreiben konzentriere: kein Korrigieren, keine Zwischenrecherche, nur Runterschreiben.
- Anschauliche Beispiele, Metaphern und andere Stilmittel kann ich nicht planen. Manchmal fallen sie mir in der Recherchephase ein und ich notiere sie. Oft tauchen sie beim Schreiben oder Korrigieren auf und noch öfter beim Spaziergang, unter der Dusche oder wenn ich Pixie mit der Hundebürste bearbeite.
- Die Flexibilität erlaubt mir mehr kreativen Freiraum. Ich will nicht in einer Pferdebox gefangen sein, sondern in einem sicher umzäunten Laufstall mit frischer Luft. Genug Freiheiten, um mich auszutoben, aber mit Zaun, damit ich nicht galoppierend auf den Seychellen lande.
- Das Überarbeiten, nicht das Planen oder Schreiben macht einen Text gut. Überarbeite ihn am besten mehrmals. Deshalb lasse ich mir für einen Blogartikel gerne vier Tage Zeit.
Finde deinen eigenen Weg. Die Vorgehensweise ist von Schreibtyp zu Schreibtyp verschieden. Jede Methode verändert und verfeinert sich weiter. Ein strukturiertes Ergebnis ist wichtig, nicht wie du dort hinkommst.
Wenn du gar nicht weißt, wo du starten sollst, schreib mir. Wir finden sicher eine Lösung.